AM9 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Donnerstag, 28. Juli 1910


[Postskriptum:] Gestern war ich den ganzen Tag in den Dolomitenkonnte nicht schreiben.

Donnerstag

Mein

Ich bin traurig – meine Liebe zu Dir und die Deine zu mir, soll Dich nicht niederdrücken! – Im Gegentheil, liebe Deine Arbeit – freue Dich daran, – denn je mehr Du bist und leistest – desto mehr wirst Du mir sein!! – Aber nicht denke ans „Geld verdienen“! Das ist nicht der Grund – warum ich nicht bei Dir bin.


Arbeite nur das, was Du mit Liebe machst[,] und denke nicht an den Erwerb – man nimmt an seiner Seele Schaden – und weiß es nicht. – ! Lieb – mein – ich habe Deine an gesandt – mit der ausdrücklichen Bitte – um Discretion. Ich lege Dir seine Antwort bei. – Das ist ein Mensch – der helfen kann – wenn er will – und ihn scheint die Sache sehr zu interessiren. – Er hat Geldleute an der Hand u.


geht in Begeisterung über die zu erdenkenden Möglichkeiten. – Er ist voll Energie und Verfe [!] . – Schreibe ihm bald, – Wien Hohewarte [!] Wollergasse 10. – —

Thu’s und so recht vom Herzen weg. Der kann uns mehr helfen, als Du ahnst. Er hilft nämlich immer nur andern – nie sich selbst. – Aber ich bitte Dich – ich beschwöre Dich – sei nicht entmuthigt – wenn Du einmal 3 – 45 Tage keine Nachricht hast.


Bedenke[,] mit was für Schwierigkeiten ich hier kämpfe – um zu schreiben – u. die B.[riefe] zu expediren. –

Du musst wissen, dass ich Dich liebe – dass Du mein einziger Gedanke bei Tag u. Nacht bist – dass ich für meine Zukunft nichts anderes ersehne – als Dein zu werden . . . u. zu bleiben!! Deine Briefe sind mir ein wunderbarer, süßer Trost – Deine ganze adelige – reine Seele ist darin. Alles an Dir ist mir lieb – auch Deine Muthlosigkeiten – jedes Genie[,] u. sei es das Größte[,] hat mit sich gekämpft. – Glaube an Dich – und mich!

[linker Rand:] Deine


Apparat

Überlieferung

, , , .

Quellenbeschreibung

2 Bl. (4 b. S.) – Briefpapier mit dunkelblauem Monogramm (Zum Material von Alma Mahler) aus den stilisierten Initialen AMs in Prägedruck (, ).

Beilagen

Umschlag, , Neubabelsberg bei Berlin | Stahnsdorferstraße 83 | Herrn Walter Gropius; PSt. (lt. , S. 531, Nr. 112): TOBLACH [2] | 2[8] | 7 | 1 N | [10] | c; von der Post mit einer großen „20“ in blauem Buntstift beschriftet, verweist auf unzureichende Frankierung (Gewicht wahrscheinlich ursprünglich höher als 20g, s. Porto), frankiert nur mit 10 Heller; fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an : „[25.07.1911]“ [!]; Edelweißblüten – in herausgeritzte Papierschlaufe eingeschoben ().

Druck

, S. 106, bei Anm. 108 (Auszug).

Korrespondenzstellen

Antwort auf WG17 vom 25. Juli 1910 (Hast du meine Broschüre gelesen?): ich habe Deine Brochure an Moll gesandt und WG18 vom 25. Juli 1910 (Ich fühle mich im Augenblick außer Stande alles das zu leisten was Du von mir erwartest und was wirklich Deiner wert wäre. Geld verdienen!): je mehr Du bist und leistest – desto mehr wirst Du mir sein!! – Aber nicht denke ans ‚Geld verdienen‘! und (Seit vorgestern kein Brief von Dir): sei nicht entmuthigt – wenn Du einmal 3 – 45 Tage keine Nachricht hast.

Datierung

Poststempel: schwer lesbare zweite Tagesziffer des Poststempels.

Schreib- und Absendedatum: „‚Donnerstag‘, den 2[8].7.1910“ (, S. 108, Anm. 51 sowie , S. 39, Anm. 95 und S. 309), „undatiert“ (, S. 430, Anm. 108).

Aufgrund der Korrespondenzstellen muss die schwer lesbare zweite Ziffer des Poststempeltages eine „8“ sein. Die Edelweißblüten (Beilage) brachte AM wahrscheinlich von einem Ausflug mit , die seit dem 24. Juli 1910 bei ihr weilte (s. AM7), aus den Dolomiten mit. Jedenfalls wurden die Blüten (aufgrund der Einschnitte im Briefpapier) nach der Fertigstellung des Briefes angebracht. Dies erforderte eine höhere Frankierung (Porto) als vorhanden und zog möglicherweise eine Verzögerung der Zustellung nach sich.

Datiert durch AM und Poststempel: Donnerstag, 28. Juli 1910.

Übertragung/Mitarbeit


(Marie Apitz)
(Jannik Franz)


A

in den Dolomiten – wahrscheinlich zusammen mit , die seit dem 24. Juli bei weilte, s. AM7 vom 24. Juli 1910. Die Beilage des vorliegenden Briefes AM9 (Edelweißblüten) stammt möglicherweise von diesem Ausflug.

B

Brochure – s. WG17 vom 25. Juli 1910.

C

Antwort – nicht überliefert.

D

Dreifach unterstrichen.